Erstens kommt alles anders, und zweitens als man denkt. Nachdem aufgrund des wechselhaften Sommerwetters auch Flüsse im nahegelegenen bayrischen Alpenraum fahrbar waren (Ammer, Isar), entschloss sich die Gruppe kurzerhand, die ursprünglich für die steyrische Salza geplante Tour, dorthin zu verlegen. Jedoch stellte sich überraschender Weise der beliebte Campingplatz am Isarhorn als komplett ausgebucht heraus: Aufgrund von Naturschutzbestimmungen ist der Platz nur noch eingeschränkt nutzbar und die Stellflächen direkt am Fluss wurden stillgelegt. So verschlug es uns für die Tage nach Saulgrub ans Naturfreundehaus, das an der Ammer gelegen ist. Das Haus verfügt über eine angeschlossene Zeltwiese und ist idyllisch am Waldrand gelegen. Die perfekte Basis für unsere Unternehmung, und bei täglichen Höchsttemperaturen von 30 Grad während der 5 Tage waren wir nach dem Paddeln froh über die schattenspendenden Bäume.
Dass die Ammer im Juli fahrbar ist, kommt nicht allzu oft vor, deswegen freuten wir uns über die immerhin 75 cm Wasser, die der Pegel anzeigte, so dass wir beide Abschnitte von Rottenbuch bis Böbinger Brücke und von Kammerl bis Rottenbuch fahren konnten. Die Ammer ist ein ganz besonderer Fluss, bei dem sich wilde Natur und Flussauen mit schroffen Felsrippen abwechseln. Die Ammerschlucht, die an der berüchtigten «Scheibum», einem engen Felsdurchbruch, beginnt, ist nur mit dem Boot passierbar. Besonders schön sind dabei die berühmten moosbewachsenen Schleierfälle.
Deutlich rasanter geht es dann auf der Isar von Scharnitz bis Krün zur Sache. Der Fluss hat im Vergleich zur Ammer eine höhere Fließgeschwindigkeit und deutlich mehr Wasser. Obwohl der Fluss auf dem Abschnitt teilweise kanalisiert ist, bieten Felsen im Fluss unzählige kleine Spielstellen, an denen man seine Kehrwassertechnik perfektionieren kann. Außerdem wird es aufgrund des wunderschönen Panoramas mit Blick auf den Karwendel nie langweilig.
Zum Ausklang wird am Abreisetag noch die Panoramastrecke von Sylvenstein bis Lenggries befahren. Die Isar meandert hier an den typischen Kiesbänken vorbei, der Flussverlauf ist deutlich entspannter aber genauso schön. Wildwassertechnische Herausforderungen gibt es hier kaum, dafür treffen wir zum ersten Mal auch auf andere Paddler, die hier zahlreich mit Schlauch- und Gummibooten unterwegs sind.