Klettern und Brücken bauen nach Nablus/Palästina

Die Naturfreunde Nürnberg-Mitte haben in der ersten Märzwoche diesen Jahres das Projekt  “ Naturfreunde Nürnberg-Mitte Nablus Climbing “ mit Spaß und großem Erfolg durchgeführt: fünf junge Kletterer und fünf ältere Naturfreunde haben in Nablus Kontakte geknüpft, sich informiert und vor allem Kletterrouten gebaut  und einheimische Kletterer und Interessierte angeleitet.

Entstanden ist diese Idee vor einem Jahr, als unser Mitglied Sabine als Teilnehmerin der  INNA-Delegation (Nablus-Initiative Nürnberg)  in Nablus zu Besuch war, um nach weiteren Ansatzpunkten für „Graswurzelprojekte“ zu suchen. Die Natur um Nablus herum bietet gute Möglichkeiten für den Klettersport. Die Naturfreunde griffen die Idee, das Klettern in Nablus zu entwickeln, auf und konzipierten das Naturfreunde Nablus Climbing Projekt. Es stand ein Betrag von 1000 Euro zur Verfügung, der als Spende anlässlich der Beerdigung unseres Mitglieds Hannes Schäffler für ein Kinderprojekt zusammengekommen war, das leider nicht zustande kam. Wir widmeten die Spende um, da wir uns alle vorstellen konnten, dass dies im Sinne von Hannes wäre: er liebte das Klettern und war ein Freund der Region (er lernte sogar Arabisch).

Schon im Vorfeld wurden Kontakte aufgenommen zur Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), bei der ein aktiver Kletterer arbeitet, und zu Wadi Climbing  in Ramallah (einer von Amerikanern gegründeten Boulderhalle. Nur in Ramallah gibt es bereits eine Kletterszene). Ein Bohrkurs wurde absolviert,  Haken, Schrauben und Ketten für die Kletterrouten wurde eingekauft, gut erhaltene Gurte, Seile, Helme und Schuhe wurden von Spendern eingesammelt (von Kletter/Boulderhallen, Privatpersonen). Transportiert wurde das ganze Material in den Rucksäcken und Koffern der Gruppenmitglieder (ca 8 Kilo pro Nase).  Bei der Einreise nach Israel  fühlten wir uns etwas mulmig mit dem ganzen „Eisen“ im Gepäck, aber es ist alles gut gegangen. Auch der Transfer von Tel Aviv nach Nablus verlief problemlos. Gleich am Ankunftstag in Nablus haben wir uns im Souk, einemlebhaften Basar in der Altstadt, über die Offenheit, Freundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen gefreut. Genauso ging es weiter: beim Abendessen, das der GIZ- Mitarbeiter Matthias für uns organisiert hatte, trafen wir die Kletterscene von Ramallah und Interessierten aus Nablus. So konnten wichtige technische Fragen geklärt und Verabredungen getroffen werden.  Am Tag darauf stand ein Besuch beim Bürgermeister von Nablus an, der über das Projekt informiert wurde und sich darüber freute, vor allem, da zu Jahresende ein Palästina-Kletterführer herausgegeben wird, in dem das neue Klettergebiet Nablus auch enthalten sein wird. Ein derartiges Buch über die Klettergebiete in Palästina wird Kletter-Touristen aus aller Welt ansprechen und vielleicht den Öko-Tourismus ein wenig fördern. Nablus hat aktuell so gut wie keinen Tourismus. 

Ein anschließender Besuch in der Sportfakultät der Universität von Nablus zeigte uns, dass wir offene Türen einrennen:

Ziel ist, dass die Universität Kletterer ausbildet, die dann Jugendliche z.B. aus dem Flüchtlingscamp Balata anleiten können. 

Ein Stadtrundgang mit Einblicken in zwei Bäder  rundeten den Tag ab, während die Kletterer sich an die Arbeit am Felsen oberhalb von Nablus machten. Die nächsten Tage verbrachten sie fast ausschließlich dort. Sie setzten Bohrlöcher für die Haken in die Wand, schlugen lockere Steine ab, entfernten Gräser und Sträucher. Dieses „Putzen“ ist eine für die Sicherheit wichtige Aufgabe beim Bau neuer Routen. Großartig meisterten die jungen Kletterer diese schwere körperliche Arbeit mit  Hammer und Bohrmaschine, am Seil hängend. 

Die aktiven Kletterer vervollständigten gleichzeitig die Routen, was manchmal durchaus gefährlich war, wenn Steine runterfielen und die Kinder mal wieder ohne Helm im Gefahrenbereich herumliefen.

Zum Abschluß zündeten wir noch eine Kerze unter dem Naturfreundebanner an und dachten an Hannes, der bei diesem Projekt seine Freude gehabt hätte.

Nach einem langen Tag wurden wir vom Vater eines kletterbegeisterten Kindes  auch noch zum Abendessen eingeladen.

 Das Klettermaterial (Gurte, Seile, Helme, Schuhe) wurde in einem Gym in Nablus eingelagert, in dem ein Kletterer als Lehrer arbeitet. Auf diese Weise ist es sicher aufbewahrt und gut zugänglich für Kurse, die zwei einheimische Kletterer aus Nablus geben können.

Insgesamt hat wirklich alles gut geklappt: Abed, der Mitarbeiter der Stadt Nablus, zuständig für internationale Beziehungen, hat uns die Termine dicht und straff organisiert, sodass wir in kurzer Zeit viel Information und Kontakte sammeln konnten. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Anwohner am Felsen und die Kooperationsbereitschaft der Kletterer aus Ramallah hat uns die Arbeit an der Wand sehr erleichtert. Die sorgfältige und kompetente Vorbereitung, sowie die fröhliche, motivierte Zusammenarbeit in unserer ganzen Gruppe hat das Projekt so gut gelingen lassen.

Jetzt kommt es darauf an, die geknüpften Kontakte auszubauen und zu entwickeln. 

Wir Naturfreunde werden alles dafür tun!