Beim Bogenschießen im Fuchsloch ging es weniger kriegerisch zu als bei Game of Thrones
Es sind die coolen Kampfszenen aus Winnetou, Robin Hood, Hawkeye oder Game of Thrones, die unsere Vorstellungen von Pfeil und Bogen bestimmen. Und so lautet der erste Satz von Peter März bei unserem Schnupperkurs „Intuitives Bogenschießen“: „Wir halten hier eine Waffe in der Hand“.
Kein Kinderspielzeug
Diese Waffe beschleunigt einen Pfeil im Millisekunden auf mehr als 200 km/h und lässt ihn bis zu 400 Meter weit fliegen. Das machten sich die Menschen schon vor 10 000 Jahren zunutze. Doch schnell wurde aus der genialen Jagdwaffe zur Nahrungsbeschaffung ein Kriegsgerät. Babylonier, Ägypter, Mongolen und andere Reitervölker, Normannen und Engländer: In fast allen Kulturen und bis zum Mittelalter wurden Bogenschützen bei Schlachten eingesetzt. So faszinierend die Geschichte von Pfeil und Bogen auch ist, Peter März will uns Naturfreunde nicht zu Krieger*innen ausbilden. Bevor wir den ersten Pfeil in die Hand nehmen dürfen, erklärt Peter die Regeln: Niemals mit dem Bogen auf Menschen oder Tiere zielen, niemals den Schussbereich betreten, erst an der Schießlinie den Pfeil einlegen! Und erst wenn der letzte Pfeil verschossen ist, darf die Gruppe zum „meditativen Pfeilesammeln und -ziehen“ marschieren.
Intuitiv? Meditativ?
Peter lacht. Ja, es geht hier nicht um den Leistungsgedanken wie beim „sportlichen“ Bogenschießen. Es geht um „intuitives“ Bogenschießen. Oberstes Ziel dabei ist nicht „ins Schwarze zu treffen“, sondern ein instinktives Gefühl für die richtige Bewegung zu erlangen. Das (im wahrsten Sinne!) Spannende ist die Reduktion aufs Wesentliche: Schütze, Bogen, Pfeil, Ziel. Also ohne technische Hilfen „nur“ aus dem Bauch heraus zu zielen. So lernen wir, gut zu stehen, den Bogen richtig zu halten, die Sehne mit drei Fingern bis zum „Ankerpunkt“ an der Backe zu spannen und ohne langes Zögern den Pfeil abzuschießen.
Wir lernen von Peter nicht „nur“ ein sagenhaftes Hobby kennen, wir lernen viel mehr: Intuitives
Bogenschießen ist nichts für Angeber, die gern „den Bogen überspannen“, Aufschneider, die „nichts im Köcher“ haben oder Eifrige, die „übers Ziel hinausschießen“. Wir lernen Konzentration aufs Wesentliche, um bewusste und unbewusste Entscheidungen treffen zu können und wir üben das „Loslassen“. Das geschieht ganz ohne esoterische Aufladung, sondern sehr spielerisch. Und so hatten wir einen Heidenspaß, auf Gummitiere zu zielen und vom Langbogen bis zum mongolischen Reiterbogen die verschiedensten Materialien zu testen. Wir schossen nach zwei Stunden nicht ins Schwarze wie Arya in Game of Thrones, aber wir hatten am Ende bei dieser schönen alten Kunst auf eine andere Art den Bogen raus.
Peter März, Dipl.-Sozialpädagoge, will nächstes Jahr wieder Kurse für die NaturFreunde im
Fuchsloch anbieten. Bis dahin gibt’s ein tolles Angebot in der Bogenschießhalle in Fürth:
www.fuchs-und-stier.de
Intuitives Bogenschießen 06.09.2023
Bericht: Barbara Mühlich
Fotos: Uli Büscher