Archiv der Kategorie: Politik

Flagge zeigen beim Fest gegen Rassismus und Diskriminierung

Aufseßplatz, 15. Juni 2024: Das Herz der Südstadt zeigt sich seit der Schließung des „Schocken“ 2012 wenig einladend. Die stagnierenden Arbeiten hat die Großbaustelle inzwischen in einen „See“ verwandelt. Trotz dieser Zumutung ließen es sich die Bewohner nicht nehmen, auch zum 10. Mal ihr Straßenfest zu begehen. Es war eine super Stimmung auf dem gut gefüllten Platz. Bei schönstem Wetter genossen die Menschen ein buntes Bühnenprogramm, durch das Frank Hotze (Bunter Tisch Gartenstadt und Naturfreund) führte. So wurde zum 10. Mal an diesem Ort ein sichtbares Zeichen gesetzt für ein Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft. Die vielen Mitorganisatoren waren mit Infoständen präsent, auch wir NaturFreunde-Nürnberg-Mitte. Doch der Schirmherr fehlte.

Der Oberbürgermeister zog kurzfristig seine Schirmherrschaft zurück. Auch SPD und Grüne sagten ihre Teilnahme ab. Der Vorwurf: Die „Junge Stimme“ (die Jugendorganisation der DIDF Nürnberg und Veranstalter des Straßenfestes) habe bei ihrer Kundgebung am 10. Mai eine Gruppe namens „Intifada“ sprechen lassen und ihr auch Räume zur Verfügung gestellt. Obwohl sich die Junge Stimme von „Intifada Nürnberg 4 Palestine“ distanzierte und es als einen Fehler bezeichnete, der Gruppe ein Podium und Räume geboten zu haben, ohne die Inhalte der neu gegründeten Organisation zu kennen, blieb Marcus König dem Straßenfest fern. Das ist mehr als schade. Er hätte die Gelegenheit gehabt, zu den Menschen in der Südstadt zu sprechen und sicher eine wesentliche Übereinstimmung auch mit den Initiatoren gefunden. Die „Junge Stimme“ setzt sich seit Jahren gegen Rassismus, Antisemitismus, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung ein. Und wie Birgit Mair bei ihrer Rede mahnte:

„In diesem Zeiten, in denen wir gerade leben, ich meine den Rechtsruck in Deutschland und Europa, da müssen wir zusammenrücken und uns nicht gegenseitig bekämpfen.“

Graveln gegen Rechts 2024

Graveln gegen Rechts 2024

Was haben wir gemacht?

Graveln mit Politikinfos als Kombination von Infos aus der Region und eine Tour durch Thüringen. Station gab es im Gewölbekeller Sonneberg, im NaturFreundehaus Thüringer Wald und beim Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit Kloster Veßra.

Vor Ort gab es eindrucksvolle Informationen wie es zugeht in Thüringen, wie erfolgreich die Strategie der Rechtsextremisten aufgeht und wie es den Menschen vor Ort damit geht.

Start in der Stadt mit dem ersten AFD Landrat

Wir fuhren zu fünft mit der Bahn von Nürnberg nach Sonneberg, in Coburg stieg der sechste zu. In Sonneberg stand schon unser erstes Date an:

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»Nach dem Feine Sahne Fischfilet-Konzert sind viele Gäste weggeblieben, und dass hier Menschen mit Naziparolen auf dem T Shirt rumlaufen ist leider normal«, so Marcel vom Verein »Make some Noise« und Betreiber des Clubs »Gewölbekeller« in Sonneberg. Er hat uns ganz zu Beginn der Tour einen ersten Einblick in die aktuelle Lage gegeben.

Im Anschluss an das sehr informative Gespräch ging es für uns auf die Räder, ab in den Thüringer Wald und hoch zum Rennsteig, dem wir ein Stück folgten, bevor wir bei Masserberg nach Gießübel abbogen, zum NaturFreundehaus Thüringer Wald, wo wir unser Lager auf der Wiese aufschlugen, zwei Nachzügler:innen das Oktett komplettierten und wir uns dann erstmal um unser leibliches Wohl kümmerten (mit freundlicher Unterstützung der NaturFreunde Thüringen).

Bei NaturFreunden zu Gast

»Wann kommt ihr denn zum Feuer!?« – so die klare Aufforderung, dann endlich mal in großer Runde zum Quatschen zu kommen. Das war dann länger Programm bis tief in die Nacht, und es war ein richtig guter Austausch zur aktuellen Situation.

Wir haben am NaturFreundehaus Thüringer Wald übernachtet und wurden sehr gastfreundlich empfangen! Schön wars! Und da der Samstag zuerst sehr regnerisch war, blieb auch am Vormittag noch etwas Zeit für den Austausch (und das Einpacken der nassen Sachen), bevor wir pünktlich mit Regenende ziemlich direkt den offiziellen Radrouten nach Themar folgten, wo wir um 13 Uhr erwartet wurden.


In Themar sprachen wir mit dem Bündnis für Demokratie

»Bei der Dorfkirmes habe ich erst mal gesehen, wer alles Tommy Frenck die Hand gibt«, so eine Bündnisaktivistin. »Das war erschreckend, wer und wie viele das sind!« Solche Aussagen machen klar, wie weit anerkannte Rechtsextreme in die Gesellschaft eingedrungen sind. Darüber hinaus haben wir in Themar die Stolpersteine besichtigt – mit der Brücke in die Gegenwart: 300 Kreuze, welche für die nach der Wiedervereinigung durch Nazis getöteten Opfer stehen, stehen in der evangelischen Kirche Themar. Diese Kreuze wurden vom Bündnis bei den Rechtsrock-Konzerten vor Ort aufgestellt.

Poetry Slam am Abend: das Bündnis gibt Raum für Kultur

Die Halle der Alten Orthopädie Themar füllte sich gegen 18 Uhr, und es rauschten sprachgewandte Poetry-Slammer:innen aus Thüringen (und Sachsen-Anhalt) an. Mit großer Textvirtuosität erzählten sie ihre Storys – und positionierten sich eindeutig für Demokratie und gegen rechts. Toll.

Den an diesem Tag etwas überschaubaren Radanteil (ca. 30 Km) pimpten wir am Abend noch mit der Fahrt zu unserem Nachtlager ins Nachbardorf Beinerstadt mit 160 Höhenmetern (12% Steigung) auf etwa 3,5 Km Strecke.


Doch, doch: Wir sind auch Rad gefahren!

Natürlich sind wir auch Rad gefahren! Nicht übertrieben sportlich, aber mit tollen Landschaftseindrücken, vor allem am Sonntag dann: Wir umrundeten die Gleichberge nördlich und folgten der Rodach von der Quelle über Bad Rodach bis zur Gedenkstätte Billmuthausen, einem zu DDR-Zeiten abgesiedelten Ort (»Operation Ungeziefer«) bei Bad Colberg. Vor Ummerstadt ging es auf die letzte Etappe inkl. einem Stück Kolonnenweg zum bewirteten NaturFreundehaus an den Hoffmansteichen bei Weitramsdorf, wo die letzte Einkehr vor Coburg stattfand.

Insgesamt stand die Tour mehr im Zeichen von Austausch und Gespräch mit den Akteur:innen vor Ort (und natürlich untereinander), weniger im Versuch, neue Leistungsrekorde im Graveln aufzustellen.

Wer war mit dabei?

Karlsruhe, Landkreis Coburg, Dortmund und Nürnberg waren die Städte, aus denen die Teilnehmer*innen kamen. An- und Abreise erfolgten mit dem Zug von/nach Nürnberg (mit dem Rad: Sonneberg Start, Coburg Ziel).

Und jetzt?

Beeindruckend, was die Bewegungen dort machen. Dabei war danach klar: Wir wollen lauter werden, die Projekte in Thüringen aktiv unterstützten und weiter machen. Sei es bei der »Gruppe gegen Rechts« der NaturFreunde, beim #GgR2025 oder durch die Unterstützung der aktiven Antifaschist:innen in Thüringen.

Alerta Alerta Antifaschista!

Berg Frei!


In Kooperation :

Mit Unterstützung durch:

Kletterwand und NF-Transparent

1. Mai: gegen Faschismus und Krieg

Auch dieses Jahr war die Kletterwand der Naturfreunde wieder der Hingucker bei der Maifeier der Gewerkschaften auf dem Kornmarkt. Auf der Demo durch die Südstadt vor der Kundgebung warnten wir mit selbstgemalten Transparenten vor Krieg und Faschismus. Die Bedrohung durch den Rechtsruck war denn auch Thema des Hauptredners der Kundgebung, Heribert Prantl.

Kletterwand und NF-Transparent

Exkursion zum KZ-Hersbruck und den Doggerstollen in Happurg

„Wir haben ja von nichts gewusst!“, so geht die klassische Ausrede von deutschen Zeitzeugen über Nazi-Deutschland. Das Konzentrationslager in Hersbruck befand sich Zaun an Zaun mit dem örtlichen Freibad mitten in der Stadt. Auf dem Gelände nahe der Pegnitz herrschten schreckliche Bedingungen: Die hygienischen Zustände waren katastrophal, Krankheiten grassierten unter den Inhaftierten. Die Häftlinge wurden systematisch geschlagen, gefoltert und ermordet. Unterernährt und psychisch ausgezehrt mussten die Menschen im Lager in dünner Häftlingskleidung und Holzschuhen jeden Tag zum Houbirg über Happurg laufen, um dort körperliche Schwerstarbeit zu verrichten.

4000 Tote

4.000 Menschen fanden hier und auf der Doggerbaustelle innerhalb eines Jahres den Tod. Dort sollte im letzten Kriegsjahr die Flugzeugproduktion des BMW-Werkes München Allach nach untertage verlagert werden.

Erinnern heißt Handeln

Fast 30 TeilnehmerInnen der Naturfreunde Nürnberg Mitte haben sich auf dem ehemaligen KZ-Gelände in Hersbruck und an den Eingängen des Doggerwerkes über die Zustände auf der Großbaustelle für die deutsche Kriegsproduktion informiert. Kriegswirtschaft, Rassenwahn und der unbedingte Vernichtungswille der Naziherrschaft griffen hier auf abscheulichste Art ineinander.

Mitglieder des Dokumentationsvereins und Felix Graf von den Naturfreunden berichteten

Über das ehemalige Lagergelände zwischen Finanzamt und Fackelmanntherme führten zwei Mitglieder des Dokumentationsvereins KZ-Hersbruck e.V.. Es ist unter Anderen dem Verein zu verdanken, dass es in Hersbruck und Happurg überhaupt Erinnerungsstätten und Informationstafeln gibt. An einem der Eingänge in das Tunnelsystem auf der Houbirg über Happurg hat Felix Graf von den Naturfreunden Nürnberg-Mitte über die konkreten Bedingungen auf der Baustelle und über die Verbindung von Wirtschaft und Zwangsarbeit referiert. Vor dem Eingang  wurde ein Gesteck in Erinnerung an die Opfer abgelegt und eine Schweigeminute abgehalten.  „Erinnern heißt handeln.“, war die abschließende Botschaft.

Drei mal gegen Rechts

Die Veranstaltung war Teil der Veranstaltungsreihe „Dreimal gegen Rechts“ der Naturfreunde Nürnberg-Mitte. Jeden zweiten Dienstag findet um 19.00 Uhr das Vernetzungstreffen gegen den Rechtsrutsch im Naturfreundehaus statt.

Weitere, aktuelle Veranstaltungen (Stand 09.04.2024)

Gemeinsam gegen den Rechtsruck: 16. April.

Podiumsdiskussion zum Thema: „Antifaschismus, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft“
Samstag, den 13. April um 19.00 Uhr

„AfD-Verbot jetzt. Stoppt die FaschistInnen!“ Am 20. April veranstaltet das Nürnberger Bündnis Nazistopp  um 14.30 am Kornmarkt eine Demo unter dem Motto: Am 20. April 1945 wurde Nürnberg von amerikanischen Truppen befreit.

Die Veranstaltung fand in Kooperation und mit Unterstützung folgender Partnerinnen statt:

Text: Felix Graf

Bilder: Uli Büscher

Vernetzung gegen Rechts

Auf Einladung einiger Naturfreunde trafen sich am Aschermittwoch zahlreiche Aktive unterschiedlicher Initiativen, aber auch bisher „Unorganisierte“, die nach den Demos gegen Rechts gemeinsam mehr tun wollen. Vor allem ging es um Austausch, Mutmachen, Anregungen teilen. Die Treffen sollen fortgesetzt werden! Kontakt: Felix Graf.

 

Veranstaltungen gegen Rechts: